Viele machen sich derzeit Sorgen um die Welt, um den Fortbestand der Menschen auf Erden, um die Natur und unsere zukünftige Lebensqualität. Manches Anzeichen
scheint die Lage ausweglos zu machen.
Im Seelischen ist diese Ausweglosigkeit das Umherirren in den Räumen des Denkens, ohne einen Ausweg aus diesen Räumen zu finden. Das Selbst kann jeden Körper in einem Atemzug heilen, kann
die Erde und alle Natur auf ihr erblühen oder vergehen lassen. Wir sind Teil des Selbst, doch haben uns selbst vergessen. Wir Menschen der westlichen
Kultur irren durch die Räume des Denkens, sind uns selbst nicht gewahr, sprechen und agieren aus dem Kopf heraus und sind überwiegend im Denken. Es ist ein erlebbarer Unterschied, im Kopf zu sein
oder im Körper, im Brustraum oder weit ausgedehnt im weiten Raum des Einen Seins und Wirkens.
Wer im Kopf ist, fühlt kaum das eigene Gefühl, empfindet kaum die feinen Ausdrücke des eigenen Körpers, nimmt nicht die Eindrücke des Spürens wahr. Sprechen und Agieren folgt mentalen Mustern,
den eigenen oder kollektiven oder auch der Meinung eines Mitmenschen. Die Wege im Denken sind oftmals alte Wege, in zurückliegenden Erfahrungen angelegt, immer wieder gegangene Pfade, die sich in
den Alltag wie eingetreten haben.
Eine Wunde der westlichen Kultur ist die Uneinigkeit von Denken und Fühlen, das starre Beurteilen und Überlagern des Fühlens mit Gedanken. Erst der fühlende und zugleich bewusst denkende
Mensch lebt mit sich selbst einig und weise.
In der Alten Zeit und bis heute leben viele in einer Haltung, die dem eigenen Fühlen gegenüber abgewandt ist. Das Kollektiv und auch wir selbst versuchen das Auftreten von Gefühlen zu
kontrollieren. Das Denken ist voller Regeln, Bewertungen und Verhaltensweisen, was das Fühlen anbelangt, und haben in den Räumen des Denkens an nahezu alles und jeden ein Etikett von ‹gut›
oder ‹schlecht› geklebt.
Aus sich selbst heraus weiß das Denken nicht, was im Augenblick wahrhaft gut und schlecht ist. Jede solche gedankliche Bewertung ist alt, wenn sie nicht dem gleichzeitigen Fühlen, Spüren und
Körperempfinden entspricht.
Im Gemüt zeigt sich in jedem Moment ein Gefühl, eine innere Färbung, ein Gemisch des einen Gefühls aus den sechs möglichen Empfindungen. Allein du selbst machst dein Gefühl, niemand von außen
kann dein Gefühl willentlich ändern. Wohl kann jeder Mensch in die Umstände eines Mitmenschen einwirken und oftmals verändert der betroffene Mensch daraufhin auch sein Gefühl. Doch es ist
stets der Mensch selbst, der sein Gefühl ändert. Je mehr du dir selbst gewahr bist, desto unabhängiger scheint dein Gefühl aus dir selbst heraus.
Die Muster der Alten Zeit urteilen das Fühlen in gewünschte, ersehnte und unerwünschte Gefühle. Überall und jederzeit ist Freude erwünscht und sogar weithin im zwischenmenschlichen Kontakt
erwartet. Es ist willentlich möglich, die eigene Stimmung für eine lange Weile zu heben und viele tun es auch, um den Erwartungen der Mitmenschen zu folgen. Sinkt die Stimmung im Privaten, so
sucht der verstandesgesteuerte Mensch nach Ablenkung, nimmt süße Nahrung zu sich, trinkt Kaffee oder ‹reißt sich zusammen›, um das Gefühl wieder willentlich zu erhöhen. Dieses Reißen ist ein innerer Riss, ein Verdrängen der eigenen seelischen Welt.
Die hohe und tiefe Stimmung sind zwei der elementaren Gefühle. Der Name der hohen Stimmung ist ‹Freude›, die tiefe Stimmung ist in den Räumen des Denkens unerwünscht und wird deshalb namenlos
ignoriert. ‹Leid› ist der naheliegende Name des Gefühls der tiefen Stimmung.
Das Leid der Menschen beenden zu wollen, ist solange ein sinnloses Unterfangen, wie diese Bewegung aus dem Denken rührt, das die Weisheit des Fühlens nicht erkennt und Angst, Wut, Traurigkeit und
die tiefe Stimmung in jedem bewussten Auftauchen wegzumachen sucht.
Wir sind in zwei Welten zugleich inkarniert, im Physischen und im Seelischen. In beiden Sphären sind wir auch Körper, haben Eigenheiten, Gaben, Fähigkeiten und auch Verletzungen. Wer aus den
Räumen des Denkens und damit aus Illusion, Täuschung und alten Mustern heraustritt, fühlt sein Gefühl, erlebt es wahr und wirklich. Es ist etwas anderes, zu denken, gut drauf zu sein, oder Freude
wahrhaft in sich zu fühlen. Wer sein Fühlen aus der Kontrolle des Denkens entlässt, nimmt das in jedem Augenblick neue Gefühl in all seinen auch feinen Änderungen wahr, das das weise und weithin
verbundene Selbst in das eigene Gemüt legt.
Es ist wenig lebensdienlich, dauerhaft Freude in sich zu erzeugen. Freude ist das Gehen in die Welt, das Auf dem richtigen Weg Sein, das Alles ist ok. Wer von Freunden gefragt wird, ob er noch
spät mit auf die Party kommt, und er hat Freude in sich und nimmt die Empfindungen des eigenen Körpers nicht wahr und spürst auch nicht, so geht er vermutlich mit. Wer den ganzen Tag am
Schreibtisch arbeitet, dabei unbedacht Konserviertes isst, würde noch nach Tagen so sitzen, wenn er dauerhaft Freude hätte, seinen Körper nicht empfinden würde und nichts spüren würde. Zum Glück
vermag das im Denken umherirrende Ich das Gefühl nicht dauerhaft zu bestimmen! Nach einer Weile lässt die Kraft des Hochhaltens nach und das Gefühl gelangt wieder in seinen
Urzustand. Letztendlich ist es immer das Selbst, das das Fühlen in Händen hält. So wie alles Leben und alles Geschehen auch. Das Selbst ist wie ein liebevoller Vater und eine liebevolle
Mutter zugleich. Es erlaubt so manches, doch nach einer Weile findet ‹mein› Wille und der Eine Wille wieder zusammen. Probiere es aus und will etwas! Wie lange bleibt es für dich wahr und
wirklich?
Ein Künstler lebt der seelischen Welt sehr nahe. Er holt innere Bewegung, Inspiration und Fügung aus der Seele und aus dem Selbst. Das Selbst bestimmt in jedem Augenblick alle Gefühle und
alle Umstände. So ist es dem Menschen gegeben, über sehr lange Zeit in dauerhafter Freude an einem Werk zu arbeiten, bis es ans Licht der Welt gelangt und viele im Herzen berührt. Das Selbst ist
weise und verbunden und leitet und lenkt die Geschicke des Menschen im Einzelnen und im Kollektiven. Auch das über Jahrhunderte Dem-Denken-Verschriebensein hat seinen Sinn. Es ist Teil der
Evolution, sich des Denkens, Fühlens, Körperempfindens und Spürens bewusst zu werden, die Gaben der wie einzeln erscheinenden inneren Anteile zu finden, wertzuschätzen und aus diesem Bewusstsein
heraus in einen liebevollen Einklang zu gelangen, in eine Neue Zeit.
Wer im Denken das sieht, was wirklich ist, Wege findet über kalte Flüsse hinweg, Ideen und Inspiration aus dem Selbst holt, wer dabei gleichzeitig fühlt, die Weisungen des Fühlens miteinbezieht,
wer zugleich die Ausdrücke des Körpers empfindet und die Eindrücke des Spürens wahrnimmt, der lebt aus der Kraft der Seele und des Körpers heraus im Einklang mit sich selbst und allen Wesen und
der Natur um sich.
Jedes der fünf elementaren Gefühle Angst, Wut, Freude, Leid und Traurigkeit ist gleich weise und gleich liebevoll. Jedes ist eine Weisung des Selbst. Liebe ist die Öffnung des Fühlens für das
Licht des Selbst dahinter. Jedes Gefühl, auch Angst und Leid kann in Liebe und mit offenem Herzen gefühlt werden. Das Gefühl des einen Augenblicks ist stets eine Mischung aus diesen sechs
elementaren Empfindungen. Angst, Wut und Traurigkeit kann sowohl mit Freude als auch mit Leid gemischt sein. Die Mischung aus Freude und Leid ist die mittlere Stimmung, das Normalgefühl, das mit
Angst durchsetzt sein kann oder auch in Liebe gefühlt werden kann. Glück ist ein reines Gefühl, die Mischung aus Freude und Liebe. Mut ist die Mischung aus Wut und erhöhter Stimmung, Zorn die
Mischung aus Leid und Wut, Kummer die Mischung aus Traurigkeit und Leid. Die Mischung aus Traurigkeit und Freude, wie etwa beim Tanzen, in dem die Tränen laufen, hat im Kollektiven noch keinen
Namen erhalten. Ekel ist vor allem ein Körperausdruck, eine Rückbewegung und ein Zusammenziehen der Poren in tiefer Stimmung. Alle anderen, weithin als ‹Fühlen› benannten inneren Ausdrücke, wie
zum Beispiel Ärger, Begeisterung, Eifersucht, Furcht, Ironie, Komik, Mitgefühl, Mitleid, Sorge, Trauer sind ein Gemisch aus Fühlen und Denken und beschreiben darüber hinaus zum Teil auch einen
Körperausdruck, den Ort der Aufmerksamkeit und die Weite des eigenen seelischen Feldes. Ein wahres Gefühl ist auch in der Stille des Denkens empfindbar. Nicht unbedingt geht die Stille des
Denkens sogleich mit Liebe einher.
Für jedes Problem, jedes eigene, kollektive und auch weltweite, gibt es Wege der Lösung und Wandlung, wenn sich Körper, Denken, Fühlen und Spüren in uns verbinden, wenn wir das Selbst in uns
erleben und erkennen und aus dieser inneren Weisheit und Verbundenheit heraus leben und handeln.