Petra Bosshard-Zwerenz - trinkender Schmetterling, Foto 06.2018

Im Denken ist vieles nur Konzept, nur Gerede, nur Bilder an den Wänden aus Illusion. Der erste Schritt in eine Neue Zeit, in ein wahres und wirkliches Erleben, in ein von Liebe geführtes Zusammenleben, ist das Heraustreten aus den Räumen des Denkens, ist das wahre und wirkliche Erleben der Ausdrücke des Körpers, der Eindrücke der Sinne, des Fühlens und Spürens und eben auch der Gedanken, die auch nach dem Austreten aus dem Denken weiterhin erscheinen. Der Unterschied ist, dass du sie nun bewusst hörst und siehst, sie dich nicht mehr so sehr umgeben und umfangen, dass du nun weißt, was wahr und wirklich ist und was der Inhalt eines Gedankens.

 

Wenn dein Denken weiterhin die Oberhand in dir gewinnen möchte, wird es bei den obigen Worten rebellieren und dich in allerlei Gedankengänge verwickeln wollen. Übe dich darin, den Gedanken in dir in Ruhe, im Frieden, im inneren Lächeln zuzuhören, ohne dich sogleich in die Räume des Denkens zurückzuziehen. Prüfstein für das Herausgetretensein aus dem Denken ist das Empfinden des Körpers, das Wahrnehmen seines feinen Pulsierens, des Gewahrseins des Raumes deines physischen Körpers. Die Gedanken sind hier oftmals still. Mitunter denkt es auch in dir. Wer macht die Gedanken? Sind es alles deine Gedanken?

 

Eine Kunst der Neuen Zeit ist, Denken und Fühlen wieder in Liebe zu verbinden. In der Alten Zeit hat das Denken Fühlen, Spüren und auch vieles Körperempfinden überdeckt. Wir selbst haben die Räume des Denkens aus evolutionärem Sinn heraus erstellt. Es ist an der Zeit, uns dieses gewahr zu werden und wieder aus ihnen herauszutreten, uns wieder zu erinnern, wer wir in Wirklichkeit sind.

 

Denken und Fühlen sind wie Mann und Frau in uns. In Verbundenheit gehen sie gemeinsam durch das Leben, liebevoll unterstützend. Jeder für sich ist ganz anders, gemeinsam sind sie stark. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine liebende Frau. Jeder Gedanke wird von einem Gefühl begleitet. Das Urteil der Frau ist dem Mann weise Maßgabe; sie selbst ist die höchste Herausforderung im Leben des Mannes. Die Frau allein wäre ohne einen Mann an ihrer Seite überfordert. Es braucht Halt und innere Voraussicht, um so manches emotionale Vorhaben zu durchschreiten, um nicht in Gefühlen zu versinken.

 

Übe dich darin, alle Urteile und Meinungen deines Denkens über das Fühlen zu finden und nach und nach das eigene Fühlen in Wertschätzung wahrzunehmen. 

 

Das eigene Denken auf Dauer stillhalten zu wollen ist weder möglich noch lebensdienlich. Viele Gedanken stammen aus dem eigenen Selbst und sind weise Impulse zur eigenen Entwicklung. Alles Fühlen stammt aus dem eigenen Selbst und bezieht sich stets auf den augenblicklichen Moment. Das Denken kann erinnern und der Geist im Raum reisen, das Fühlen ist stets die Färbung des Jetzt.

 

Für die folgenden Übungen ist das wache Empfinden des Körpers erforderlich, das Heraustreten aus den Räumen des Denkens, das bewusste Verweilen im Raum des Körpers, im Raum des Herzens, wahres und wirkliches Fühlen und Spüren.

 

Übungen zum Verbinden von Fühlen und Denken

  • Höre und sieh die Gedanken in dir, nimm den Inhalt des jeweiligen Gedankens in dir wahr, und empfinde gleichzeitig den Ausdruck deines Gefühls.
  • Werde dir bewusst, dass dein Denken dein Fühlen betrachten kann, es beschreiben kann, deine Stimmung als ‹hoch›, ‹tief› und ‹mittel› benennt, den Gefühlen Namen gibt und somit mit dem Fühlen in einer Art von innerer Kommunikation stehen kann. Im wahrhaftigen Erleben ist Denken und Fühlen ein lebendiger Austausch miteinander.
  • Nimm dein Fühlen als Reaktion auf so manchen Gedanken wahr. Empfinde bewusst, wenn Ideen in dir auftauchen, wenn du Ratschläge und Vorschläge von Mitmenschen erhältst.
  • Nimm die Feinheit deines Fühlens wahr: Von Gedanke zu Gedanke, von Augenblick zu Augenblick kann sich das Gefühlsgemisch im intensiven Agieren und Erleben ändern.
  • Werde dir bewusst, wie oft du dein Gefühl und deine Stimmung willentlich zu bestimmen versuchst. Werde dir bewusst, ob es dich Energie kostet, deine Stimmung hoch zu halten. Übe dich darin, inne zu halten, den Eigenwillen für einige Momente ruhen zu lassen und den ursprünglichen Stand deiner Stimmung zu empfinden.
  • Sei wachsam, unter welchen Umständen du in das Denken zurückfällst und besonders in Urteile über dein Fühlen.
  • Forsche bei starken langanhaltenden Gefühle in dir, was dieses Gefühl für einen liebevollen Sinn für dich haben könnte, welche Weisung des Selbst hinter diesem Gefühl stehen könnte.

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