Christoph Steinbach - Himmelsschiff, Foto 04.2018

In der Alten Zeit sind diejenigen, die das Gewahrsein wahr und wirklich in sich gefunden haben, vom Leben oftmals alsbald zum Lebenslehrer erhoben worden. In der Alten Zeit war es eine außergewöhnliche Tat, die Räume des Denkens zu verlassen und die Ebene, die hinter dem Denken, Fühlen, den Sinnen und dem Körperempfinden liegt, wach zu betreten.

 

Heute ist unser Bewusstsein kollektiv angehoben und immer mehr Menschen erleben in vielen alltäglichen Momenten das Gewahrsein. Auch im Gewahrsein geht das Leben weiter. Das eigene Zuhause möchte gepflegt werden, der Körper auch, der Vermieter verlangt seinen Mitzins. Auch ein im Gewahrsein lebender Mensch kann Geld nicht selbst erschaffen, es ist für die allermeisten Menschen nur durch Geben und Nehmen zu erhalten.

Die eigene physische und körperliche Welt errichten

Zum irdischen Wohlergehen gehört in der menschlichen Regel bis heute Gesundheit, gesundes Essen, ein geschützter Ort zum Schlafen, ein geschützter Raum für die Kinder, ein Raum für sich selbst ohne physische Übergriffe, eine Möglichkeit sich zu waschen, saubere Kleidung und ein regelmäßiger Austausch, ein regelmäßiges Geben und Nehmen mit den Menschen um sich. Allein auf sich gestellt kann in unserer Kultur kaum jemand in Würde leben.

 

Ohne Vereinbarungen im Geben und Nehmen zu schließen, nur aus eigener Kraft heraus, ohne von anderen zu nehmen, kann in unserer heutigen Welt kaum jemand überleben. Das Leben in der Welt ist voller Vereinbarungen. Eine mit einem Mitmenschen eingegangene Vereinbarung ist durch Gewahrsein nicht aufgelöst, das Nicht-Einhalten einer Vereinbarung schwächt die eigene Seele. Ohne in der Welt zu sein, kann die Seele auf Erden kaum leben und Erfahrungen machen. Wir sind nicht hier, um nicht hier zu sein.

 

Mit der Geburt in ein Kollektiv geht die Seele eine Reihe von Vereinbarungen ein, auf deren Einhaltung das Kollektiv achtet: Die Gesetze des Staates, die für jeden Bürger vorgesehenen Abgaben, die seelisch-geistige Verpflichtung, ab dem erwachsenen Alter für sich selbst zu sorgen. Manche Verpflichtung kann ein naher Mensch übernehmen und tragen. Dieses wiederum bindet beide Seelen aneinander, kann Entwicklung fördern aber auf Dauer auch hindern.

 

Die eigene physische Welt zu errichten heißt, die getroffenen Vereinbarungen zu erfüllen, durch Geben und Nehmen sich selbst und die eigenen Kinder zu versorgen, das eigene Zuhause, den Körper und die Gesundheit zu pflegen.

Die eigene innere Welt errichten

Wir sind in zwei Welten zugleich inkarniert: im dreidimensionalen Irdisch-Physischen und in der seelisch-geistigen Welt. In beiden haben wir einen Körper, der heil oder verletzt sein kann, in beiden tun, wirken und sind wir. Beide Welten sind voller Lebewesen und Geschehnisse, in beiden Ebenen des Daseins begegnen wir in der Regel täglich anderen Menschen und Wesen.

 

Wer im Fluss des Geldes in Gesundheit lebt, wer täglich in einem für sich schönen Zuhause schläft, wessen Kinder geschützt und versorgt sind, der hat die physische Welt für sich errichtet. Zugleich kann die innere Welt voller Mangel und Übergriffe sein.

 

So wie der Körper täglich oftmals anderen Menschen begegnet, so berührt die Seele täglich andere Seelen. Seelen zerren aneinander, wenn Vereinbarungen nicht eingehalten werden, ermahnen und erinnern, können belehren und übergriffig sein, können geistig in fremde Räume treten. Auch in einem äußerlich geschützten Zuhause kann der Mensch fortwährend in wahre, innere Gespräche verwickelt sein, kann vieles im Seelischen nicht geklärt haben, kann in Umständen stecken, Lasten tragen, Wunden und Verletzungen haben, die über die physischen Sinne nicht begreifbar sind.

 

Im geklärten Zustand ist die eigene innere Welt ein weiter, lebendiger, friedlicher Ort, das Zusammenleben mit den Nächsten liebevoll und unterstützend. Liebe ist das Licht und die leitende Kraft der inneren Welt. Wenn die Seele von Liebe durchflossen ist, ist die eigene innere Welt errichtet.

 

Nur eine von beiden Welten zu errichten genügt nicht. Die Bestimmung des Menschen ist, Himmel und Erde in sich zu verbinden. Das Leben schenkt Erfüllung, wenn es gelingt.